Reproduktionszahl, Infektionsquote und Herdenimmunität: in der Pandemie ist die Mathematik als datenbasiertes Analyse- und Prognoseinstrument allgegenwärtig. Aber auch die Folgen von Preisexplosionen bei Gas und Öl lassen sich mit dem mathematischen Werkzeugkasten präzise berechnen. „Mathematik ist eine Schlüsselwissenschaft und bietet Antworten auf die Fragen des globalen Alltags“, betonte Vorstandssprecher Marius Nüchter vom Zentrum für Mathematik (ZFM) zum Auftakt des 30. Tags der Mathematik.
Abseits aktueller Krisenszenarien stand der bundesweite Wettbewerb unter deutlich erfreulicheren Vorzeichen: 617 Schüler*innen aus 64 Schulen trafen sich am 2. April zum gemeinsamen Knobeln abseits des Unterrichts. Im Mittelpunkt standen die Freude an der Mathematik und der sportliche Wettbewerb – diesmal sowohl im virtuellen Format wie auch in Präsenzform. Neben dem Live-Event waren erstmals wieder Veranstaltungen vor Ort möglich.
Digital-analoges Doppelformat
Mit dem digital-analogen Doppelformat hat das Zentrum für Mathematik als traditioneller Ausrichter des erfolgreichen Formats auf die andauernde Pandemie reagiert und dennoch einen ersten, vorsichtigen Schritt in die Normalität gewagt. Mit beachtlicher Resonanz: über 300 Oberstufenschüler*innen kurz vor dem Abitur haben sich in 75 Teams in Erlangen, Fulda, Wetzlar, Fulda und Kassel der Herausforderung gestellt. Auf der digitalen Bühne beteiligten sich insgesamt ebenfalls mehr als 300 Schüler*innen in 69 Gruppen aus 34 Schulen.
„Ein Zylinder mit einem Durchmesser von 18 Zentimetern soll als Verpackung zweier Kugeln mit einem Durchmesser von acht und 12 Zentimetern dienen. Wie hoch muss der Zylinder mindestens sein?“ Diese und weitere Aufgaben hatten die Schüler*innen innerhalb eines abgesteckten Zeitrahmens zu lösen. Dabei kam es auf klug archiviertes Wissen, kreatives Denken und gutes Teamwork an. „Wir möchten den Spaß an der Mathematik bis zum Ende der Schulzeit fördern und erhalten“, bringt Marius Nüchter die Motivation des Vereins auf den Punkt, der 1992 einen Dauerbrenner begründet hat.
Hochspannung und Konzentration
Der Tag der Mathematik begann bereits am frühen Samstagmorgen. Übertragen wurde der Live-Event vom Campus der Frankfurt School of Finance & Management. Im Gruppen- und im Einzelwettbewerb herrschten Hochspannung und Konzentration sowohl an den Austragungsorten wie auch im virtuellen Raum. Zugelassen waren lediglich Stifte, Zirkel und Lineal. Taschenrechner, Formelsammlungen und Ausflüge ins Netz waren tabu. Während die Teilnehmer mit ganz viel Köpfchen bei der Sache waren, organisierte das ZFM für die Lehrer Fachvorträge und Fortbildungsseminare. Gegen 15 Uhr war es dann soweit: die Korrektoren hinter den Kulissen hatten die Aufgabenblätter ausgewertet und die Punkte vergeben.
Starke Solisten und tolle Teamarbeit
In der Einzelwertung haben Nico Brockmeier (Augustinerschule Friedberg), My Nguyen (Ohm-Gymnasium Erlangen) und Abdul Ralman Arafat von der Modell-schule Obersberg in Bad Hersfeld mit jeweils 32 Punkten die volle Punktzahl er-reicht. Ein starkes Ergebnis! Dahinter platzierten sich Maro Haffer (Wilhelm-von-Oranien-Schule Dillenburg) mit 31 und Philipp Siegert (Ohm-Gymnasium Erlangen) mit 30 Punkten.
Den Gruppenwettbewerb entschied die Internatsschule Schloss Hansenberg in Geisenheim mit 55 Punkten für sich. Die Teilnahme erfolgte im Digitalformat. Die meisten Punkte im Präsenzformat (47 Punkte) sammelte ein Team der Augustinerschule in Friedberg. Dahinter rangieren das Ohm-Gymnasium Erlangen (46), die Albert‐Einstein‐Schule in Schwalbach am Taunus (44) sowie die Schloss-Schule in Kirchberg an der Jagst mit 41 Punkten.
Stipendien für die Besten
Die kompletten Ergebnislisten sowie die Aufgaben des 30. Tags der Mathematik sind auf der Event-Homepage www.tag-der-mathematik.deÖffnet sich in einem neuen Fenster einsehbar.
Im Präsenzformat werden die ersten drei Sieger der Einzel- und Gruppenwettbewerbe mit Sachpreisen ausgezeichnet. Die weiteren Platzierungen erhalten eine Urkunde. Auf die besten Schüler*innen im Einzelwettbewerb werden sowohl im Präsenzformat als auch im rein digitalen Wettbewerb Stipendien für die mathematische Modellierungswoche (MODWO) des Zentrums für Mathematik im Wert von je 600 Euro vergeben. Der Termin findet während der Herbstferien im nordhessischen Fuldatal statt.
Mathematiker dringend gebraucht
Das Zentrum für Mathematik ist Erfinder und Ausrichter dieser erfolgreichen wie beständigen Traditionsveranstaltung, die jedes Jahr in Kooperation mit Vertretern aus Hochschule und Wirtschaft junge Menschen zusammen bringt, um sich einen ganzen Tag lang mit Mathematik auseinanderzusetzen. Der Wettbewerb will ausdrücklich alle mathematisch interessierten und begeisterten Schüler*innen ansprechen - nicht nur die Spitzenbegabten. „Wir brauchen Mathematiker“, unterstreicht Marius Nüchter.
Der Hessische Kultusminister Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz sieht das ebenso. Die Mathematik stelle das Rüstzeug für alle naturwissenschaftlichen und technischen Fragestellungen. In seinem Grußwort aus Wiesbaden betonte Lorz den Stellenwert der MINT-Disziplinen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Hessen. Entscheidend sei dabei auch die frühe Förderung junger Talente. „Der Tag der Mathematik bietet wertvolle Erfahrungen für das spätere Berufsleben der jungen Menschen.“ Er dankte dem ZFM und seinen 25 Kooperationspartnern für die geleistete Arbeit.
Merck fördert engagierte MINT-Begeisterte
„Auch wir bei Merck freuen uns über die rege Teilnahme am Tag der Mathematik 2022“, sagt Dr. Thomas Eberle, Leiter Merck Schulpartnerschaften. „Als Wissenschaft- und Technologieunternehmen fördern wir sehr gerne junge, engagierte MINT-Begeisterte. So investieren wir frühzeitig in unsere Zukunft.“
Das ZFM hofft, dass der nächste Tag der Mathematik im Frühjahr 2023 wieder komplett als Präsenzwettbewerb an vielen verschiedenen Standorten ausgetragen werden kann. Die Rückmeldungen aus den vergangenen beiden Jahren haben gezeigt, dass darüber hinaus aber auch für ein zusätzliches, rein digitales Format eine entsprechende Nachfrage besteht und die Weiterentwicklung dieses Angebots lohnt. Ein besonderer Dank von Vorstand und Projektleitung gilt allen Sponsoren und Kooperationspartnern, ohne die ein solcher Wettbewerb in dieser Qualität und inhaltlichen Fülle nicht möglich wäre.
Organisation
Das Zentrum für Mathematik (ZFM) organisiert vielfältige Projekte zur Bereicherung mathematischer Bildung und Kultur. In Kooperation mit Schule, Hochschule und Wirtschaft werden unter dem Dach eines gemeinnützigen Trägervereins intellektuelle Interessen und Begabungen von Kindern und Jugendlichen gezielt gefördert und durch ein facettenreiches Angebot passgenau unterstützt. Mit seinen Projekten erreicht das Zentrum jährlich über 7.000 Schüler*innen von der Grundschule bis zum Abitur.