Wenngleich das gesellschaftliche Leben nach vielen Monaten mit teils erheblichen Einschränkungen jetzt wieder weitgehend normal verläuft, so sind insbesondere die Schulen immer noch von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen. Um die Schulen sowie die Kinder und Jugendlichen bestmöglich zu unterstützen, startete Hessen vor einem Jahr als eines der ersten Länder in Deutschland das rund 150 Millionen Euro starke Landesprogramm „Löwenstark – der BildungsKICK“. Es umfasst vielfältige Fördermaßnahmen im Unterricht sowie zusätzliche Angebote mit Kooperationspartnern wie Bildungsträgern, Stiftungen, Vereinen sowie Verbänden und zeigt große Wirkung. Ständiges Monitoring des Programms sowie eine aktuelle Zwischenevaluation untermauern die positiven Ergebnisse.
Aus Anlass der Jahresbilanz besuchte Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz heute die Ernst-Reuter-Schule II in Frankfurt und zeigte sich auch dort angetan von den Projekten und positiven Effekten auf den schulischen Erfolg der Schülerinnen und Schüler. „Corona hat viele Kinder und Jugendliche aus der Bahn geworfen. Mit Löwenstark haben wir unseren Schulen schnell und effektiv unter die Arme gegriffen, damit eine gezielte Unterstützung im und außerhalb des Unterrichts stattfinden kann. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, zog Lorz ein Zwischenfazit. Die Schule verwendet die ihnen zugewiesenen Mittel im Rahmen des Förderprogramms unter anderem für eine Kooperation mit dem benachbarten Schultheater-Studio Frankfurt, das ein Workshop-Programm entwickelt hat, mit dem die Einschränkungen und Folgen von Lockdown und „Social distancing“ mit Methoden des Darstellenden Spiels aufgefangen werden. Exemplarisch dafür schaute sich der Kultusminister einen Workshop einer 7. Klasse zur Gewaltprävention an.
Zwei „löwenstarke“ Säulen führen zum Erfolg
Löwenstark umfasst insgesamt rund 150 Millionen Euro aus Landes- und Bundesmitteln, davon wurden bereits 120 Millionen Euro für konkrete Maßnahmen verausgabt bzw. von den Schulen verplant. Zwei Säulen bilden das Fundament: Zum einen die Aufstockung des sogenannten Schulbudgets, mit dem jede Schule vor Ort für ihre Schülerinnen und Schüler ganz flexibel und genau am jeweiligen Förderbedarf orientierte Maßnahmen durchführt – wie zusätzliche Förderkurse, Hausaufgabenbetreuung und vor allem die Einstellung zusätzlichen pädagogischen Personals. Dazu haben die hessischen Schulen bis heute bereits rund 40 Millionen Euro erhalten. Weitere 40 Mio. Euro folgen dann im neuen Schuljahr. „Rund 90 Prozent der Schulen melden uns, dass die pädagogische Freiheit, das Geld in ihre Hände zu geben, als überaus positiv empfunden wurde. So setzen alle Schulen in Hessen das bereitgestellte Budget für individuell passende Maßnahmen ein. Das sind gute Nachrichten!“, betonte der Kultusminister.
Zentrale Angebote, die seitens des Hessischen Kultusministeriums den Schulen kostenfrei zur Verfügung stehen, bilden die zweite Säule. Auch dafür wurden bereits rund 40 Mio. Euro investiert und mit mehr als 50 Kooperationspartnern wie Stiftungen, Verbänden und Vereinen sowie weiteren Einrichtungen aus den Bereichen Bildung, Kultur und Sport ein breitgefächertes Angebot erarbeitet. Dabei war die Nachfrage in der Regel so hoch, dass die Plätze in allen Angeboten sehr zügig belegt werden konnten.
Löwenstark orientiert sich an Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz
Das Löwenstark-Programm richtet sich an alle Schülerinnen und Schüler und berücksichtigt auch insbesondere Kinder und Jugendliche, die aus sozial benachteiligten Familien kommen und vor einem Übergang oder einem Schulabschluss stehen. Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Kernfächer Deutsch und Mathematik. Dabei liegt die Konzentration auf dem Erlernen von Basiskompetenzen. Begleitet werden die Maßnahmen von einer gezielten Qualifizierung des pädagogischen Personals zur Förderung der betroffenen Schüler und Schülerinnen. Hieran ist auch die Hessische Lehrkräfteakademie beteiligt. Insgesamt orientiert sich „Löwenstark – der BildungsKICK“ an den Förderempfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz.
Schul-Umfrage zeigt Wirksamkeit
Im Rahmen einer landesweiten repräsentativen Umfrage unter allen Schulen bestätigen diese, dass das Landesprogramm maßgeblich bei der Kompensation coronabedingter Lernrückstände wirkt. 90 Prozent der Schulen betrachten die Aufstockung des Schulbudgets als sinnvoll. Rund 85 Prozent der Schulen geben an, dass insbesondere Schülerinnen und Schüler mit hohem Nachholbedarf durch die Unterstützungsmaßnahmen gefördert werden. „Besonders erfreulich ist zudem, dass fast 80 Prozent der Schulen durch die vielfältigen Unterstützungsangebote eine hohe Motivation der Schülerinnen und Schülern sehen“, führte Lorz weiter aus. Von Beginn an wird das gesamte Programm von einer Stabsstelle im Kultusministerium gesteuert. Schulleitungen werden eng eingebunden und können direkt mit der Stabsstelle in Austausch treten.
Viel getan und noch viel zu tun – Ausblick
„Weil der Weg aus der Corona-Pandemie kein Spurt, sondern eher ein Marathon ist, haben wir unser Förderprogramm von Anfang an für mindestens zwei Schuljahre geplant. Daher erhalten alle Schulen zu Beginn des kommenden Schuljahrs die nächste Tranche Fördermittel zugewiesen. Zudem sind die meisten zentralen Angebote für zwei Schuljahre angelegt und werden somit auch im nächsten Schuljahr umgesetzt“, sagte der Kultusminister mit Blick auf die vor den Schulen liegende Zeit.
Neben bestehenden Angeboten kommen weitere neue hinzu. In Kooperation mit der Heraeus Bildungsstiftung gibt es mit „Verbindungsstark – Gemeinsam Schule gestalten“ eine Fortbildung für Lehrkräfte und Schulleitungen, die sich der Beziehungskultur an ihrer Schule – gerade nach den Erfahrungen aus der Pandemie – widmet.
Löwenstark gegen Cybermobbing
Neu in Kooperation mit der „Digitalen Helden gGmbH“ startet das Programm „Löwenstark gegen Cybermobbing“ zur Sensibilisierung über den richtigen Umgang mit digitalen Medien.
„Die bisher mit Löwenstark gesammelten Erfahrungen zeigen einerseits, dass die Schulen mit unserer Unterstützung bereits Vieles umgesetzt und gefördert haben, andererseits aber noch viel zu tun ist. Unser Förderprogramm stellt ihnen dazu die geeigneten Möglichkeiten zur Verfügung, damit zukünftig so viele Schülerinnen und Schüler wie möglich ganz nach ihrem individuellen Förderbedarf unterstützt werden können“, betonte Lorz abschließend.