Kunst und- Kulturminister Timon Gremmels hat heute die Juryentscheidung für den Hessischen Verlagspreis bekanntgegeben: Der mit 20.000 Euro dotierte Hauptpreis geht an den Schüren Verlag aus Marburg. Den Sonderpreis in Höhe von 7.000 Euro bekommt der Ulrike Helmer Verlag aus Sulzbach am Taunus. Der Hessische Verlagspreis wird seit 2018 gemeinsam mit dem Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. vergeben.
„Die diesjährigen Preisträger des Hessisches Verlagspreises zeigen eindrucksvoll die große Bandbreite, den Mut gesellschaftliche Themen zu adressieren und die hohe Qualität des verlegerischen Arbeitens in Hessen“, so Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels. „Dr. Annette Schüren gelingt es auf beeindruckende Weise, das Medium Film im Medium Buch in all seinen Facetten lebendig werden zu lassen. Seit nunmehr 40 Jahren besticht Schüren mit wissenschaftlich fundierter Fachliteratur zu Film- und Medien. Dabei wird neben einem Fachpublikum genauso stark der begeisterte Kinogänger oder die Filmmusikliebhaberin angesprochen. Als zweiter Schwerpunkt setzt der Verlag auf regionale Sachbuchtitel, die historische und soziale Themen beispielhaft und weit über die Umgebung hinaus eindrucksvoll vermitteln und leistet damit auch eine wichtige Arbeit für mehr Demokratiebildung. Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern ist für die Landesregierung ein zentrales Thema. Der Ulrike Helmer Verlag setzt seit 37 Jahren auf den Wunsch nach einer Geschlechterdemokratie und veröffentlicht neben Romanen, Krimis und Sachbüchern auch Studien und Reihen zur Frauen- und Geschlechterforschung darunter sozialwissenschaftliche Grundlagenwerke wie die Reihe ,Klassikerinnen feministischer Theorie‘. Damit trägt der Verlag aktiv zu einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene bei und sorgt für mehr Geschlechtergerechtigkeit. Wir möchten mit dem Hessischen Verlagspreis die vielen in Hessen ansässigen unabhängigen Verlage in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Es sind diese Verlage, die sich bewusst mit Spartenthemen beschäftigen, die für eine vielfältige Verlagsszene in Hessen sorgen und ganz nebenbei mit relevanten Themen zur Demokratiebildung und Aufklärung beitragen. Ich danke dem Landesverband des Börsenvereins für die enge Zusammenarbeit, gratuliere den Preisträgern herzlich zu diesem Erfolg und wünsche ihnen, dass die Auszeichnung dazu beiträgt, sie in ihrer Arbeit nachhaltig zu unterstützen.“
Lothar Wekel, Vorsitzender des Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland des Börsenvereins, ergänzt: „Film, Medien und Kino – aus diesen Wurzeln stammen seit vielen Jahren die Publikationen des Schüren Verlags unter Annette Schüren – heute arbeitet der Verlag auch in den Bereichen des Open Access und in dem Zeitschriftenformat FILMgeBLÄTTER genauso sicher wie im eBook-Markt, produziert Bücher fürs Studium und Fachzeitschriften international – kurzum, die ,Bewegten Bilder‘ werden durch alle Stufen der medialen Spiegelung skaliert – eine bemerkenswerte und außerordentliche Leistung! Sina Hauer übernahm vor knapp zwei Jahren von Ulrike Helmer den namensgleichen Verlag, der so konsequent seit über 30 Jahren die Themen belletristisch wie auch wissenschaftlich verlegt, die heute aus der öffentlichen Diskussion nicht wegzudenken sind, wenn es um Frauen, Queer Theorie und Gender geht – einfach empfehlenswert! Zwei Verlage aus Hessen, die Relevanz, Aktualität und Individualität zeigen – und ich freue mich über die Arbeit der Jury, diese Namen hier hervorgehoben zu haben.“
Die Jury begründet die Ehrung des Schüren Verlags wie folgt:
„Der informierte Blick auf das bewegte Bild dient nicht nur einem schöneren Kinoerlebnis, sondern auch dem aufmerksamen Umgang mit einem allgegenwärtigen und zutiefst einflussreichen Medium der Moderne. Das selbstgewählte Motto „Kino lesen!“ wird unablässig eingelöst. Das in Buchform gebrachte geschriebene Wort setzt dabei beharrlich darauf, dass es sich lohnt, einem in ständigem Wandel begriffenen Medium weit mehr als einen Augenblick zu widmen. Diese Beharrlichkeit speist sich vor allem aus dem Engagement einer Verlegerin, die fachkundig und mit einem sicheren Gespür für Entwicklungen und Lücken ihr Programm vorantreibt und zugleich in einer vorzüglichen Backlist bewahrt. Auch die regionalen Sachbuchtitel als zweites wichtiges Standbein werden so fundiert betreut, dass sie historische und soziale Themen beispielhaft und weit über die Umgebung hinaus eindrucksvoll vermitteln – sei es zur NS-Zeit, zum jüdischen Leben, zu wirtschaftlichen Entwicklungen oder exemplarischen Familiengeschichten.“
Die Jury beeindruckte beim Ulrike Helmer Verlag der unermüdliche Einsatz für die Förderung eines kritischen Bewusstseins bezüglich der Geschlechterverhältnisse: „Besonders hervorzuheben ist die ,edition klassikerinnen‘, in der bedeutende historische Werke, wie etwa von Fanny Lewald, wieder zugänglich gemacht wurden. Durch diese Initiative trägt der Helmer Verlag maßgeblich dazu bei, das Bewusstsein für die historische Rolle von Frauen in der Literatur und Gesellschaft zu schärfen und wichtige Werke einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“
Der Hessische Verlagspreis:
Der Verlagspreis ist Teil einer Initiative zur Verlagsförderung des Landes Hessen und des Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. Er verfolgt das Ziel, die kulturelle Vielfalt der Verlage in Hessen zu würdigen, sie zu unterstützen und zu erhalten. Außerdem sollen mit ihm die Verbreitung und der Vertrieb von Büchern gefördert und die komplexe und herausfordernde Verlagsarbeit in einer anspruchsvollen Phase sämtlicher Digitalisierungsaktivitäten in den Mittelpunkt gestellt werden.
Bewerben können sich alle unabhängigen Verlage mit Firmensitz in Hessen, deren jährlicher Umsatz unter zwei Millionen Euro liegt. Die Ausschreibung richtete sich an alle Verlagssparten (Belletristik, Lyrik & Sachbuch, Fachbuch & Wissenschaft sowie Kunst- & Regionalbuch). Verlagsstrategie und das Gesamtprogramm, nicht einzelne Bucherfolge oder bekannte Autoren, hatte die Jury zu bewerten. Der Jury gehörten an: Andreas Funk (Springer Verlag), Gudrun Olbert (Büchergilde Wiesbaden), Hans Sarkowicz (Hessischer Rundfunk), Frank Scholze (Generaldirektor Deutsche Nationalbibliothek), Judith von Sternburg (Frankfurter Rundschau), Gisela Thomas (Kulturagentur), Aljoscha Walser (Berater für die Medienindustrie und ihre Dienstleister).