Förderung von zeitgenössischer Musik

Theodor W. Adorno wurde am 11. September 1903 in Frankfurt geboren. Er war der Sohn des Weinhändlers Oscar Alexander Wiesengrund und der ehemaligen kaiserlichen Hof-Opernsängerin Maria Barbara Calvelli-Adorno.

Studium der Komposition bei Alban Berg in Wien

Er wurde am Hoch’schen Konservatorium von Bernhard Sekles in Komposition unterrichtet und nahm bereits mit 17 Jahren sein Studium der Philosophie, Soziologie, Psychologie und Musikwissenschaft an der Frankfurter Universität auf. Schon als Student begann er, musikkritische Artikel für Zeitungen, Zeitschriften und später den Rundfunk zu verfassen. Es war vor allem die zeitgenössische Musik, deren Entwicklung er mit Sympathie verfolgte und deren Verständnis er fördern wollte. Nach seiner Dissertation über Edmund Husserls Phänomenologie ging er 1925 nach Wien, wo er bei dem von ihm sehr verehrten Alban Berg Komposition studierte. Bereits 1923 war ein Streichquartett von ihm in Frankfurt uraufgeführt worden. Adorno komponierte auch später noch Kammermusik, kurze Orchesterstücke und Lieder (u. a. nach Gedichten von Stefan George und Theodor Däubler).

Dozent der Philosophie in Frankfurt

1926 kehrte er nach Frankfurt zurück. Im Februar 1931 wurde er bei dem evangelischen Theologen Paul Tillich mit einer Arbeit über den dänischen Philosophen Kierkegaard habilitiert und hielt bereits im Mai seine Antrittsvorlesung als Privatdozent der Philosophie. In dieser Zeit rückte er auch in die Nähe des 1924 gegründeten Frankfurter Instituts für Sozialforschung, das sich vorrangig mit dem Marxismus und der Geschichte der Arbeiterbewegung beschäftigte. Max Horkheimer leitete es seit 1928 interimis­tisch, und seit 1932 als Direktor. Adorno wurde kein offizielles Mitglied des Instituts, wie Rolf Wig­gershaus in seiner Geschichte der Frankfurter Schule schreibt, aber er durfte in der Zeitschrift des Instituts veröffentlichen.

Exil in den USA

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Adorno wegen seines jüdischen Vaters die Lehrerlaubnis entzogen. Er glaubte zunächst als Musikkritiker weiterarbeiten zu können, machte sogar kleine Zugeständnisse an den Zeitgeist, nahm aber doch 1934 einen Lehrauftrag in Oxford an. 1938 ging er auf Einladung Horkheimers in die USA und brach die Brücken nach Deutschland ab. Von 1938 bis 1941 arbeitete er am (unterdessen nach New York übergesiedelten) Institut für Sozialforschung, dem Institute of Social Research, und war gleichzeitig musikalischer Leiter des Princeton Radio Research Projects.

Hauptwerk der Kritischen Theorie: "Dialektik der Aufklärung"

Mit Max Horkheimer verfasste er von 1942 an in Los Angeles das Hauptwerk der Kritischen Theorie, die Dialektik der Aufklärung. Das Buch, das 1947 in Amsterdamer Querido Verlag erschien, bezeichnet der Adorno-Biograph Stefan Müller-Doohm als „Rechenschaftsbericht über eine Welt als ‚System des Grauens‘“. Die Autoren „beabsichtigten nichts Geringeres, als die Defizite derjenigen Prinzipien aufzudecken, die mit Aufklärung und Vernunft verknüpft waren“. Den Massenmord in Auschwitz und anderen Vernichtungslagern sahen Adorno und Horkheimer als einen tiefen Einschnitt in der Menschheitsgeschichte, der klassische Denkmuster und jede optimistische Weltsicht radikal in Frage stellte. In Kalifornien entstanden noch weitere wichtige Werke Adornos, die Minima Moralia, eine Aphorismensammlung zur Kritischen Theorie, und die Philosophie der neuen Musik. 1953 erhielt er eine außerordentliche Professur für Philosophie und Soziologie in Frankfurt. 1957 wurde er ordentlicher Professor. Bereits seit 1951 war er stellvertretender Direktor des nach Frankfurt zurückgekehrten Instituts für Sozialforschung; 1958 übernahm er die Leitung.

Bekenntnis zum Sozialismus

Adorno, der trotz seiner Kritik an der Kulturindustrie die Medien zu nutzen wusste, prägte mit seine Rundfunkvorträgen, seinen Essays und vor allem mit seinen beiden großen Büchern, der Negativen Dialektik (1966) und der Ästhetischen Theorie (1970), das intellektuelle Klima der frühen Bundesrepublik, Adorno habe sich zum Sozialismus bekannt, schrieb sein Schüler und Nachfolger Alfred Schmidt. „Freilich war ihm angesichts der Schrecknisse unseres Jahrhunderts die geschichtsphilosophische Heilsgewissheit abhandengekommen. Das machte die ‚Negativität‘ seiner Dialektik aus.“ Adorno beließ es bei der Theorie. Als Studenten nach dem Anschlag auf Rudi Dutschke in sein Institut eindrangen, distanziert er sich scharf. „Weder auf theoretischer noch auf universitätsorganisatorischer Ebene“, so Rolf Wiggershaus, „gelang die Verständigung zwischen kritischen Theoretikern und kritischen Studenten“. Adorno starb wenig später, am 6. August 1969, während eines Urlaubs im wallisischen Visp.